Gesundheit

Entzündungswerte: Was sie über Ihr Leben aussagen

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Dunja Rieber

Andauernde Müdigkeit und Schmerzen können auf Entzündungen im Körper hindeuten. Anhand der Entzündungswerte in unserem Blut können wir ihnen auf die Schliche kommen - und frühzeitig gegensteuern. 

Bei akuten Erkrankungen verläuft kaum ein Gang zum Arzt ohne die Bestimmung der Entzündungsparameter. Oft sieht es jedoch anders aus: Bei dauerhafter Schwäche, Schmerzen oder Depressionen denken selbst Mediziner kaum an eine Entzündung als Ursache. Dabei wird immer klarer: Auch bei Beschwerden, die auf den ersten Blick nichts mit entzündlichen Prozessen zu tun haben, können Entzündungen eine Rolle spielen. Tatsächlich finden sich für immer mehr Erkrankungen entzündliche Ursachen – etwa bei Arteriosklerose, Herzinfarkt, COPD, chronischen Schmerzen und sogar bei neurologischen Erkrankungen wie Demenz. Einige Mediziner sind sogar sicher: Entzündungen sind die eigentliche Ursache für das Altern.

Daher lohnt es sich, seine Entzündungswerte im Blick zu behalten. Sie richtig zu deuten, ist – vor allem bei den sogenannten stillen Entzündungen – nicht ganz einfach. Erfahren Sie in diesem Artikel worauf sie dabei achten müssen, welches die wichtigsten Entzündungswerte sind und welche Werte noch normal sind.

Die Entzündungswerte im Blut: CRP, BSG und Leukozyten

Um Auskunft darüber zu erhalten, ob eine akute Entzündung im Körper vorliegt, werden am häufigsten diese drei Laborwerte bestimmt:

  • CRP (C-reaktives Protein)

  • BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit)

  • Anzahl der Leukozyten (weiße Blutkörperchen)

Häufig sind alle drei Werte gleichzeitig erhöht. Um bakterielle Infektionen von viralen zu unterschieden, kann ein weiterer Parameter im Blut zu Rate gezogen werden: das Akute-Phase-Protein Procalcitonin. Vor allem bei der Diagnose der bakteriellen Blutvergiftung ist Procalcitonin außerordentlich wichtig.

Alle Entzündungswerte im Überblick

Entzündungswerte: Für Erwachsene gelten folgende Normwerte:

  • CRP: 5 mg/l bzw. 0,5 mg/dl

  • BSG > 50 Jahre: 25 mm/h (Frauen) bzw. 20 mm/h (Männer)

  • BSG < 50 Jahre: 20 mm/h (Frauen) bzw. 15 mm/h (Männer)

  • Leukozyten: 4 – 10 x 109/l bzw. 4.000 – 10.000/μl

(Die Werte können je nach verwendeter Analysemethode im Labor unterschiedlich sein.)

Wichtige Hinweise zur Interpretation der Entzündungswerte:

  • Lassen Sie sich nicht durch abweichende Werte verunsichern. Bitten Sie einen Arzt, Ihnen Ihre Werte persönlich zu erläutern.

  • Ein einzelner Laborparameter zur Interpretation ist wenig aussagekräftig. Besser: Den Verlauf anhand von mehreren Werten beurteilen.

  • Unbedingt auf die Einheiten achten, in der die Ergebnisse angegeben werden.

  • Die Ergebnisse können sich von Labor zu Labor können unterscheiden.

  • Individuelle Schwankungen sind nicht automatisch mit Entzündung und/oder Krankheit gleichzusetzen. Es können z. B. nach Tages- oder Jahreszeit natürliche Schwankungen auftreten.

CRP (C-reaktives Protein): Wichtigster Entzündungswert

Dem sogenannten CRP messen Mediziner die größte Bedeutung unter den Entzündungsparametern bei. Besonders aussagekräftig ist die Beobachtung mehrerer Werte im Verlauf. Das CRP ist ein körpereigenes Eiweiß (Protein) und wird in der Leber gebildet.

Bei einer gesunden erwachsenen Person liegen die Werte unter 5 mg/l bzw. 0,5 mg/dl. Bei schweren Infektionen und Verbrennungen können die CRP-Werte auf bis zu 400 mg/l ansteigen. CRP liefert besonders eindeutige Hinweise auf Entzündungen: Bevor Körpertemperatur (Fieber) und Leukozyten reagieren, ist die CRP-Erhöhung im Blut bereits messbar. Wurden Entzündungen festgestellt, zeigen erneute CRP-Messungen auch wie gut die Therapie anschlägt. Wird z. B. bei akuten Entzündungen das richtige Antibiotikum verabreicht, geht das CRP nach unten.

Blutsenkungsgeschwindigkeit BSG: Begrenzte Aussagekraft

Die Blutsenkungsgeschwindigkeit gibt Hinweise darauf, ob im Körper entzündliche Prozesse ablaufen. Oft wird er jedoch durch andere spezifischere Tests ersetzt, z. B. durch die Bestimmung des CRP. Bei der Blutsenkungsgeschwindigkeit (Synonyme: BKS, ESG) wird gemessen, in welcher Geschwindigkeit die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) im Blut absinken. Bei Entzündungen ballen sich die roten Blutkörperchen zusammen, sodass sie sich rascher absetzen. In Kombination mit weiteren Entzündungswerten kann die Ermittlung der BSG durchaus Sinn machen, in keinem Fall führt die BSG jedoch allein zu einer Diagnosestellung.

BSG-Referenzwerte einer gesunden erwachsenen Person

Geschlecht, AlterFrauen < 50 JahreFrauen > 50 JahreMänner < 50 JahreMänner > 50 Jahre
BSG20mm/h25mm/h15mm/h20mm/h

Meist wird in der klinischen Praxis die BSG ergänzend mitbestimmt, mehr Aussagekraft und Sensitivität hat jedoch die CRP-Messung.

Was bedeutet es wenn die BSG-Werte zu hoch sind?

Unabhängig von Erkrankungen kann die BSG in manchen Fällen natürlicherweise leicht erhöht sein, z. B. bei Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln (Pille), während der Schwangerschaft, während der Menstruation und nach einer Operation. Die BSG kann bei allen Arten von Entzündungen erhöht sein:

  • < 50 mm/h: Blutarmut (Anämie), akute und chronische Entzündungen, Erhöhung der Blutfettwerte

  • 50 – 100 mm/h: Leber- und Nierenerkrankungen, rheumatische Erkrankungen (z. B. rheumatoide Arthritis), Infektionen

  • > 100 mm/h: z. B. bei Blutvergiftung, Autoimmunerkrankungen mit Gefäßentzündung (z. B. Polymyalgia rheumatica)

Leukozyten: Wie beansprucht ist unser Immunsystem?

Wenn unser Immunsystem durch entzündliche Prozesse beansprucht wird, geschieht das u. a. durch die vermehrte Freisetzung von weißen Blutkörperchen zur Bekämpfung der Krankheitserreger. Wenn die Leukozyten im Blut also erhöht sind, weist dies meist auf eine Infektion oder eine entzündliche Erkrankung hin. Die Normwerte der Leukozytenzahl sind abhängig vom Alter:

AlterSI-Einheit in Ialte Einheit in µI
Neugeborene9 - 30 * 10<sup>9</sup>/I9.000 - 30.000/µI
Kleinkinder6 - 17,5 * 10<sup>9</sup>/I6.000 - 17.500/µI
Schulkinder5 - 15 * 10<sup>9</sup>/I5.000 - 15.000/µI
Erwachsene4 - 10 * 10<sup>9</sup>/I4.000 - 10.000/µI

Was bedeuten zu hohen Leukozyten-Werte?

Die Zahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) kann bei schweren Entzündungen auf bis zu 30.000/µl steigen, bei Leukämien noch höher. Ebenfalls können die Leukozyten einen zu niedrigen Wert aufweisen (med. Leukopenie). Befinden sich zu viele oder zu wenig Leukozyten in unserem Blut, kann das verschiedenste Ursachen haben:

Leukozyten zu hoch? Möglicher Hinweis auf…

  • Entzündungen (vor allem bakteriell)
  • Leukämie
  • nach Entfernung der Milz
  • Tumore
  • Autoimmunerkrankung
  • Schwangerschaft
  • Rauchen
  • Herzinfakt
  • Idiopathische Leukozytose (chronisch erhöhte Leukozytenzahl ohne erkennbaren Grund)

Leukozyten zu niedrig? Möglicher Hinweis auf…

  • Entzündungen (vor allem durch Viren)
  • Blutarmut (Anämie)
  • Überfunktion der Milz
  • Immunsuppression (Unterdrückung des Immunsystems durch z. B. Chemotherapeutika): < 2000/µl besteht Infektionsgefahr

Anfängliche, andauernde oder ausklingende Entzündung?

Um genauere Kenntnis über die Krankheitsphase zu erlangen, kann ein sogenannten Differenzialblutbild angefertigt werden. Hierbei werden die weißen Blutkörperchen im Labor in ihre einzelnen Untergruppen unterteilt (neutrophile, eosinophile, basophile Granulozyten, Lymphozyten und Monozyten). Durch diese Unterteilung können Ärzte ermitteln wie lange Erkrankungen schon bestehen, z. B. ist am Anfang einer Entzündung die Zahl der neutrophilen Granulozyten besonders hoch. Bestimmte Ergebnisse geben auch Hinweise auf typische Erkrankungen, z. B. sind die eosinophilen Granulozyten bei Wurmerkrankungen besonders erhöht.

Stille Entzündung: Nur diese Entzündungswerte sind aussagekräftig (CRP, AA/EPA-Quotient, Homocystein)

Während bei einer akuten Entzündung meist die besagten fünf Entzündungszeichen sichtbar sind (vor allem Schmerz), kann eine stille Entzündung über Jahre versteckt bleiben. Erkennen kann man stille Entzündungen jedoch oft an typischen Anzeichen – dem sickness behaviour: Abgeschlagenheit, Lustlosigkeit (Arbeit, soziale Aktivitäten), fehlende Konzentration, Rückzug und Antriebslosigkeit. Ein besonderes Risiko für die Entwicklung von stillen Entzündungen haben Raucher, Personen mit Übergewicht (v. a. Bauchfett), Personen mit chronischen Schlafstörungen, hohem Stresspegel, Ernährung mit vielen Industrieprodukten, wenig Omega-3-Fettsäuren z. B. aus Leinöl oder Fisch, wenig Obst und Gemüse und Bewegungsmangel. Auch Umweltfaktoren wie Feinstaub und stetige Medikamenteneinnahme begünstigen eine stille Entzündung.

Während der CRP-Wert z. B. bei grippalen Infekten auf über 100 mg/l ansteigen kann, zeigt das Blutbild bei stillen Entzündungen hier oft keine Auffälligkeiten. Typisch bei stillen Entzündungen: Der CRP-Wert liegt nicht auffällig hoch. Er befindet sich häufig innerhalb des Referenzbereichs – allerdings dauerhaft eher im oberen Normbereich von 5 mg/l.

Um eine stille Entzündung im Blut zu messen, kommt auch der sogenannte AA/EPA-Quotient in Frage. Dieser misst das Verhältnis zwischen entzündungsfördernden Omega-6-Fettsäuren (AA: Arachidonsäure) und entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren (EPA: Eicosapentaensäure) in unserem Blut. Er gibt vereinfacht ausgedrückt die Entzündungsbereitschaft des Körpers wieder. Die optimalen Werte des AA/EPA-Quotienten liegen bei < 4. Je höher der Quotient ist, desto höher ist das Risiko für die Folgen der stillen Entzündung in diversen Organen1.

Einen weiteren Hinweis auf stille Entzündungen gibt das Homocystein, eine Substanz im Stoffwechsel, die bei Gesunden vollständig abgebaut wird. Vor allem Vitamin B6, B9 (Folsäure) und Vitamin B12 sind für dessen Abbau nötig. Der normale Homocystein-Wert bei Erwachsenen beträgt 6- 12 µmol/l. Homocystein schädigt auf Dauer die Gefäßwandzellen und führt vor allem zu arteriosklerotischen Erkrankungen wie Schlaganfällen, koronarer Herzerkrankung und Venenthrombosen.

Entzündungen von innen bekämpfen: Mehr darüber, was Sie gegen stille Entzündungen tun können, lesen Sie in diesem Artikel.