Ernährung

Die Heilkraft des Fastens

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Dunja Rieber

Das Nicht-Essen ist ein wertvoller Impuls an unsere Selbstheilungskräfte. Doch auch beim Fasten profitiert unser Körper von wichtigen Nährstoffen.  

Warum Fasten so gesund ist

Fasten hilft dem Körper beim Aufräumen: Sowohl Erfahrungen aus der Praxis als auch Studien zum Fasten belegen, dass sich dadurch Blutzucker, Blutdruck, Cholesterin- und Entzündungswerte bessern. Das ist ein wertvoller Beitrag für unsere Gesundheit, weil es chronischen Krankheiten wie Diabetes, Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugt. Auch auf eine gesunde Keimflora in unserem Darm kann das Fasten Einfluss nehmen.

Essen, das uns rund um die Uhr zur Verfügung steht – aus Sicht der Evolution ist das eine sehr kurze Zeitspanne. Es gab harte Winter und schlechte Ernten. Erst seit wenigen Jahrzehnten muss unser Körper nicht mehr mit längeren Essenspausen zurechtkommen. Tag für Tag eine große Menge an Nahrung zu verarbeiten – darauf hat sich unser Körper auf biochemischer Ebene noch nicht eingestellt. Es macht unserem Stoffwechsel zu schaffen, vor allem das häufige Essen von vielen Snacks und Zwischenmahlzeiten ist ein Problem. Unserem Körper fehlen dann die wertvollen Pausen, die wir bzw. unsere Zellen zur Regeneration und Reparatur brauchen. Nicht ohne Grund, haben wir meist keinen Appetit, wenn wir z. B. erkältet sind. Körper und Immunsystem forcieren die Nahrungspause, um sich schnellstmöglich wieder zu regenerieren.

„Wenn man merkt, dass man gegessen hat, hat man schon zu viel gegessen“, sagte schon Pfarrer Kneipp.

Auch wenn das Prinzip des Fastens eine lange Tradition sowohl in den verschiedenen Weltreligionen als auch in der Naturheilkunde hat – wie diese Reparaturmechanismen ablaufen und wie sie unseren Stoffwechsel beeinflussen, darüber lernen wir erst jetzt immer mehr.

Entgiftung des Körpers

Ansatz des Heilfastens ist es auch, den Körper von Giftstoffen zu befreien und seine Selbstheilungskräfte anzuregen. In diesen Zusammenhang prägte der Arzt Otto Buchinger den Begriff des „Entschlackens“. Als einer der ersten deckte der Japaner Yoshinori Ohsumi auf, dass beim Fasten tatsächlich eine Art Reinigung in unseren Zellen abläuft. Die Essenspause setzt eine Art „Großputz“ in den Zellen in Gang – die Autophagie. Und diese „Müllabfuhr“ läuft erst dann so richtig an, wenn unser Stoffwechsel nicht mehr mit der Verdauung von Nahrung beschäftigt ist.

Im Fokus der Forschung steht zurzeit eine Substanz in unserem Körper, auf die das Fasten Einfluss nehmen soll:

  • bestimmte Zuckermoleküle, die „Advanced Glycation Endproducts (AGE)“: Das sind Verbindungen von Zuckern mit Eiweißen und Fetten, die an der Bildung von Gefäßverkalkungen beteiligt sein sollen. Mit dem Alter reichern sich die AGEs zunehmend in unseren Gefäßen an. Experten vermuten einen Zusammenhang mit Arteriosklerose und anderen Erkrankungen. Zurzeit wird erforscht, inwieweit sich die schädlichen Ablagerungen durch Fastenkuren abbauen lassen. Selbst kritische Schulmediziner sehen die Theorie der Entgiftung und Entschlackung seither mit anderen Augen.

Ganzheitlich gesund: Körper und Seele in Einklang

Was das Fasten so wertvoll macht: Neben den positiven Effekten auf unseren Körper hilft es auch, unser seelisches Wohlbefinden wieder in Einklang zu bringen. Schon Hildegard von Bingen empfahl das Fasten nicht nur zur ganzheitlichen Entgiftung und Reinigung, sondern auch um die Seele zu stärken. Und tatsächlich beschreiben viele Fastende, dass der Verzicht bei ihnen stimmungsaufhellend wirkt. Worauf der Effekt beruht, ist noch unklar. Anscheinend senkt das Fasten unser Level an Stresshormonen und erhöht gleichzeitig die Produktion vom Gute-Laune-Hormon Serotonin.

Wenn wir wenig essen, nehmen wir auch unseren Körper bewusster wahr. Es erhöht unsere Selbstwirksamkeit, das Gefühl für unseren eigenen Körper und das was uns guttut. Nicht selten ist die Fastenkur auch Start-Schuss für eine gesunde Ernährung. Körper, Seele und Geist sind eng miteinander verknüpft. Das Fasten erreicht uns auf allen drei Ebenen – im Gegensatz zur Schulmedizin, die sich manchmal zu sehr auf den Körper konzentriert.

Intervallfasten – alltagstaugliches Kurzzeitfasten

Besonders gut mit dem Alltag vereinbaren lässt sich das Intervallfasten, auch Intermittierendes Fasten genannt. Das Prinzip: Die tägliche Essenszeit wird auf acht Stunden begrenzt. Dafür wird die nächtliche Essenspause verlängert, indem man entweder das Frühstück oder das Abendessen ausfallen lässt.

Gesund abnehmen und den Körper entlasten – hier finden Sie alle Informationen zum Intervallfasten.

Heilfasten: Fastenkur nach Buchinger

Das Heilfasten bezeichnet alle Fastenkuren, die zum Regenerieren und Entgiften angewendet werden. Besonders bekannt ist das Buchinger Fasten. Der deutsche Arzt Otto Buchinger (1878-1966) hatte sich 1919 in einer selbst verordneten Fastenkur von seinen Rheuma-Schmerzen befreit. Seitdem gilt Buchinger als Begründer des Heilfastens. Sein Ziel war, den Körper von Giftstoffen zu befreien und die Selbstheilungskräfte anzuregen. Weil der Körper trotz Fasten wichtige Vitamine und Spurenelemente aufnimmt, gilt das Buchinger Heilfasten als besonders gesund und gut verträglich. Erlaubt sind neben Tee und Wasser täglich bis zu einem Liter Gemüsebrühe sowie Obst- und Gemüsesäfte, daher auch der Name „Tee-Saft-Fasten“. Im Idealfall wird die Fastenkur durch etwas Bewegung an der frischen Luft unterstützt. Hier ein Überblick über weitere Methoden:

  • Mayr-Kur: Die auch Milch-Semmel-Diät genannte Fastenkur, erlaubt während der Kur lediglich diese beiden Zutaten.

  • Schrot-Kur: Bei der von Johann Schroth entwickelten Fastenkur gibt es Haferbrei, Grieß und trockenes Brot. Das Konzept ist allerdings umstritten. Die Kur beinhaltet Trockentage, bei denen nur sehr wenig Wasser getrunken wird und muss in jedem Fall ärztlich begleitet werden.

Warum Vitamine und Spurenelemente auch beim Fasten wichtig sind

Auch wenn die Ernährung vor allem beim Heilfasten eine untergeordnete Rolle spielt: Ausreichend zu trinken ist entscheidend, um die Reinigungsprozesse anzuregen. Empfehlenswert sind drei Liter Wasser oder Tee am Tag. Daneben sind je nach Methode auch Gemüse- und Obstsäfte empfehlenswert. Der bekannte Fastenarzt Dr. Otto Buchinger empfahl z. B. für das Heilfasten über den Tag verteilt bis zu 1 Liter Gemüsesuppen sowie Gemüse- oder Obstsäfte. Durch die darin enthaltenen Vitamine und Spurenelemente wird der Körper während des Fastens entlastet.

Auch die weltweit größte Studie zum Buchinger-Heilfasten bestätigt, dass unser Körper beim Fasten von wichtigen Nährstoffen aus den Gemüsesuppen und Säften profitiert (PLOS ONE, 2019)1. Die Studie wurde an der Klinik Buchinger Wilhelmi am Bodensee in Kooperation mit Prof. Dr. Andreas Michalsen (Universitätsklinik Charité Berlin) durchgeführt.

Die Autoren kamen zu folgenden Ergebnissen: Buchinger-Fasten ist ein geeigneter und sicherer Ansatz, um alterungsbedingten Erkrankungen und chronischen Stoffwechselerkrankungen zu begegnen. Interessanterweise gaben 93 % der Probanden keine Hungergefühle während der Fastenzeit an. Folgende Resultate wurden dabei im Detail erzielt:

  • erfolgreiche Mobilisierung der Energie aus dem Fettgewebe durch Fasten

  • effektiveres Hin- und Herschalten zwischen Fett- und Zucker-Stoffwechsel

  • Verbesserung des Blutdruckprofils und Senkung von Blutzucker und Hba1c

  • Gewichtsverlust, u. a. Verlust von Bauchfett

  • Verbesserung der Cholesterin- und Blutfettwerte

  • Verbesserung von Beschwerden und Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis, Erschöpfung, Diabetes mellitus Typ II, Fettleber, Bluthochdruck und Hypercholesterinämie bei 84 % der Probanden

  • Verbesserung der gesundheitlichen Beschwerden bei 84,4 % der Probanden

  • unerwünschte Wirkungen des Fastens bei weniger als 1 %

Beim Intervallfasten wird ebenfalls der gesunde Fasten-Stoffwechsel angeregt. Und auch hier gilt: Je gesünder und nährstoffreicher die Kost in der Essensphase, umso mehr profitieren Sie von dessen gesundheitlichen Vorteilen.

Intervallfasten: So gesund ist es

Weniger Zucker, Alkohol oder Fernsehen

Wer sich etwas Gutes tun möchte, kann auch für eine gewisse Zeit, z. B. mehrere Wochen, auf bestimmte Lebensmittel verzichten – etwa Zucker, Alkohol oder Fleisch. Auch der Verzicht auf das Handy, viel Fernsehen oder das Auto kann Positives bewirken.

Weniger Zucker essen – mit diesen Tipps schaffen Sie es

Sie möchten mehr über das Heilfasten erfahren oder es selbst einmal ausprobieren? Grundsätzlich darf jeder Gesunde fasten, vor allem bei Vorerkrankungen sollten Sie sich jedoch vorher von Ihrem Arzt beraten lassen. Das Intervallfasten lässt sich gut in Ihren Alltag integrieren und kann auch zu Hause durchgeführt werden. Für eine Heilfasten-Kur wenden Sie sich am besten an einen Fastenleiter oder eine Fastenklinik.

Quellen

  • Safety, health improvement and well-being during a 4 to 21-day fasting period in an observational study including 1422 subjects, PLOS ONE, Januar 2019.
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