Immunsystem

Harnwegsinfekte: Natürliche Hilfe ohne Antibiotika

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Dunja Rieber

Häufig Harnwegsinfekte und immer wieder Antibiotika? Warum Sie bei der ganzheitlichen Betrachtung Ihr Immunsystem im Blick behalten sollten und natürliche Senföle eine wertvolle Unterstützung sein können. 

Schon wieder Schmerzen beim Wasserlassen? Fast jede zweite Frau leidet häufig unter Harnwegsinfektionen und sieht den kommenden Herbst- und Wintermonaten mit Unbehagen entgegen. Alles Wissenswerte zur sanften Sofort-Hilfe und wie Sie wiederkehrende Entzündungen der Harnblase und der ableitenden Harnwege in den Griff bekommen, lesen Sie in diesem Artikel.

Therapie in zwei Schritten: Senföle und die eigene Widerstandskraft

  • Sofort-Hilfe: Unkomplizierte Infektionen lassen sich sehr gut mit natürlichen Senfölen und der richtigen Ernährung ohne Antibiotika-Therapie behandeln. Studien belegen seit Jahren die ausgezeichnete Wirkung und Verträglichkeit von Senfölglykosiden bei Harnwegsinfekten.
  • Langfristige Hilfe: Wenn die Entzündungen immer wieder auftreten, lohnt es sich auch, einen Blick auf Ihr Immunsystem und Ihre Selbstheilungskräfte zu werfen.

Immer noch zu häufig Antibiotika – bei unkomplizierten Infektionen besser natürlich behandeln und nach der Ursache fahnden

Harnwegsinfekte (med. Zystitis) sind noch immer die zweithäufigste Ursache, warum Antibiotika eingenommen werden. Und wer häufig darunter leidet, nimmt unter Umständen mehrmals im Jahr Antibiotika ein. Klar, dass die Medikamenten-Dauergabe den Körper belastet: Antibiotika töten nicht nur die „bösen“ Keime, sondern auch die guten Keime in unserem Körper! Auch Schmerzmittel berücksichtigen nicht die Ursache der Entzündung, nach der Sie vor allem bei wiederholten Infekten fahnden sollten.

Beschwerden: Woran Sie eine Blasenentzündung erkennen

Schmerzen im Unterleib und beim Wasserlassen auf der Toilette sind meist die ersten Anzeichen. Jede zweite Frau erkrankt mindestens einmal in ihrem Leben an einer Zystitis (Blasenentzündung). Frauen sind häufiger betroffen als Männer, da die anatomisch kürzere Harnröhre (Männer: 20-25 cm; Frauen: 2,5-5 cm) ein Aufsteigen der Bakterien in die Blase begünstigt. Und nicht nur, dass Frauen anfälliger sind: Oft haben sie mit wiederkehrenden (rezidivierenden) Harnwegsinfekten zu kämpfen. Die typischen Beschwerden haben die meisten wohl selbst schon am eigenen Körper gespürt:

  • Häufiger Harndrang bereits bei kleinsten Urinmengen
  • Schmerzen beim Wasserlassen
  • Schmerzen im Unterbauch
  • veränderter Geruch des Urins (unangenehm scharf, stechend), trüber Urin

Immunsystem, Selbstheilungskräfte und Blasenentzündung

Ursache für die Entzündung sind immer Bakterien. Doch eine Rolle spielen letztlich auch die Widerstandsfähigkeit unseres Immunsystems und unsere Selbstheilungskräfte, die es den Erregern ermöglichen bzw. verhindern, dass sich diese vermehren. Nicht ohne Grund treten die Infekte vermehrt dann auf, wenn wir gestresst sind, besonderen Belastungen ausgesetzt sind und auch unser Alter spielt dabei häufig eine Rolle:

Chronischer Stress erschwert nicht nur die vollständige Entleerung der Blase, er schwächt auch unser Immunsystem – ebenso wie psychische Belastungen oder Vorerkrankungen (wie Diabetes).

Auch in Zeiten hormoneller Veränderungen z. B. während der Schwangerschaft, nach der Geburt, während der Menstruation oder der Menopause ist der Körper anfälliger für Harnwegsinfekte.

Auch eine zu geringe Trinkmenge spielt eine Rolle, denn gut „durchspülte“ Harnwege machen es Keimen schwerer sich einzunisten.

Unterkühlung: Wird durch Kälte die Durchblutung vermindert, schwächt das ebenfalls das Immunsystem.

Senföle: Blasenentzündung sanft behandeln ohne Antibiotikum

Dabei müssen es nicht immer chemische Medikamente sein: Natürliche Senföle (Senfölglykoside/ Isothiocyanate), haben eine antibakterielle Wirkung und können Studien zufolge Harnwegsinfekte bekämpfen. Senföle sind sekundäre Pflanzenstoffe, die Rettich, Meerrettich, Kresse, Kapuzinerkresse und Kohl ihren scharfen und herben Geschmack verleihen.

Senföle bei Blasenentzündung: Aktuelle Studien

Forscher haben die Wirksamkeit der Senföle (z. B. von Kapuzinerkresse und Meerrettich) bei unkomplizierten Blasenentzündungen in einigen Studien untersucht. Die wichtigsten Ergebnisse für Sie zusammengefasst:

  • Die natürlichen Senföle halfen Patienten genauso gut wie ein Antibiotikum. Die Heilungsrate der „Antibiotika-Gruppe“ lag bei 93,1 Prozent“, die der „Senföl-Gruppe“ bei 89,9 Prozent. Neben der beinahe identischen Wirksamkeit traten bei den Patienten, die mit Senfölen behandelt wurden, keinerlei Nebenwirkungen auf.
  • Nicht nur im akuten Fall sind Senföle eine Alternative zu den viel zu oft verschriebenen chemischen Tabletten. Vor allem bei wiederkehrenden Harnwegsinfekten können die Senföle auch vorbeugend eine natürliche Hilfe sein kann. Eine Studie bestätigt deren Wirksamkeit in der Prophylaxe2: Von Patientinnen, die regelmäßig Senföle zu sich nahmen, erkrankten nur 43 Prozent erneut an einer Blasenentzündung, während es in der Vergleichsgruppe deutlich mehr, nämlich 73 Prozent, waren.
  • Aufgrund der sicheren Datenlage, werden Senföle daher bereits in der S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Urologie von 2017 zur Behandlung von unkomplizierten Harnwegsinfektionen offiziell empfohlen. Dennoch sind diese Erkenntnisse in der Praxis leider noch nicht überall angekommen und der erste Griff der Ärzte geht oft zum Rezeptblock.

Die richtige Ernährung: Viel Kresse und Tee, wenig Zucker

Wenn Sie Harnwegsinfekten vorbeugen bzw. die ärztliche Therapie unterstützen möchten, sind folgende Ratschläge aus der Ernährungsmedizin empfehlenswert:

Viel Trinken: Reichlich Flüssigkeit (mind. 2 Liter) ist optimal, um Bakterien „auszuspülen“. Ideal bei Blasenentzündung: Ein Tee aus Schachtelhalm und Birkenblättern wirkt harntreibend. Bei akuten Infektionen am besten täglich zwei Tassen davon trinken.

Natürliche Senföle: Sie stecken besonders reichlich in Kapuzinerkresse, Meerrettich, Kresse, Rettich, Radieschen, Rucola, Kohl wie Brokkoli, Weißkohl und Rotkohl. Versuchen Sie diese Lebensmittel mehrmals täglich in Ihren Speiseplan einzubauen.

Vitamin C, Zink und Selen unterstützen das Immunsystem. Gute Lieferanten für Vitamin C sind z. B. Paprika, Brokkoli, Beeren, Sanddorn, Zitrusfrüchte, Zink liefern Vollkorn und Nüsse, Selen enthalten z. B. Brokkoli und Weißkohl. Alle drei Vitalstoffe nutzt unser Körper auch als Antioxidantien, die bei Entzündungen ebenfalls eine Rolle spielen. Mehr darüber erfahren Sie hier: Stille Entzündungen – der verborgene Feind in meinem Körper.

Die Darmflora aufbauen: Probiotische Lebensmittel wie Joghurt, Kefir, Sauerkraut, sauer vergorene Gemüsesäfte liefern uns „gute“ Bakterien für unser Darm-Mikrobiom. Ballaststoffe aus Vollkornprodukten sorgen für eine gesunde Darmflora – ebenfalls unerlässlich für ein intaktes Immunsystem. Wie Sie Ihre Darmflora nach einer Antibiotika-Gabe wieder aufbauen, lesen Sie hier.

Meiden sollten Sie bei Harnwegsinfekten dagegen gesättigte Fette tierischen Ursprungs, die reich an Omega-6-Fettsäuren sind (z. B. Schweinefleisch, Wurstwaren, Schmalz, Butter). Sie fördern Entzündungen in unserem Körper. Auch Zucker, große Mengen helle Nudeln, weißer Reis, Weißbrot, Süßwaren, Softdrinks sowie stark verarbeitete, industriell hergestellte Fertigprodukte sollten Sie reduzieren, da sie Entzündungen begünstigen.

Risikogruppen: Kleinkinder und Schwangere

Bei Schwangeren kann eine aufsteigende Harnwegsinfektion zu einer Früh- oder Fehlgeburt führen. Kleinkinder im Windelalter können aufgrund der Keimbelastung in der Windel (feuchte Milieus sind ideal für das Keimwachstum) ebenfalls häufiger betroffen sein und in jedem Fall sollte bei unklarem Fieber über 2 Tage immer ein Arzt konsultiert und der Urin untersucht werden.

Männer sind deutlich seltener betroffen, sollten jedoch beim Auftreten immer ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, da ein unkomplizierter Verlauf selten ist. Männer über 50 leiden häufig unter einer Vergrößerung der Prostata, was zu einem erhöhtem Auftreten von Harnwegsinfekten führen kann: In den durch die Prostata gestauten Harnwegen können Keime aus dem nicht abgelassenen Restharn eine Infektion begünstigen.

Harnwegsinfekte: Auch auf die richtige Hygiene achten

Bei einer Harnwegsinfektion sind die ableitenden Harnwege betroffen: Harnblase, Harnleiter und Harnröhre. Infektionen durch Fakälkeime, die über den After (80 % Escherichia coli, weitere Erreger sind Enterokokken, Viren und Pilze) bei falscher Hygiene (hinten-vorne-Abwischen, häufiger Einsatz von vaginalen Spülungen, Intimspray, parfümierte, alkalische Seifen) nach dem Toilettengang transportiert werden oder ungeschütztem Geschlechtsverkehr sind die häufigsten Ursachen bei Frauen, die durch die anatomische Nähe von Genital- und Analregion prädisponierter sind.

Harnwegsinfekte werden in die Kategorien unkompliziert, kompliziert und rezidivierend aufgeteilt und dementsprechend therapiert – der behandelnde Arzt muss entscheiden, wann man noch natürlich behandeln kann und wann ein Antibiotikum eingesetzt werden muss.

  • unkomplizierter Harnwegsinfekt: Es liegen keine besonderen „Störfaktoren“ wie Harnsteine oder weitere immunschwächende Erkrankungen vor.
  • komplizierter Harnwegsinfekt: bei erschwerenden Umständen wie Harnsteinen oder Stoffwechselerkrankungen
  • rezidivierender Harnwegsinfekt: häufig auftretende Harnwegsinfekte (mehr als 3-Mal pro Jahr)

Fazit: Senföle optimal bei unkomplizierten Harnwegsinfekten

Wenn Sie häufig von Harnwegsinfekten betroffen sind, können Sie vom regelmäßigen Konsum von senfölhaltigen Lebensmitteln wie Kresse, Kohl und Meerrettich profitieren. Zusätzlich sollten sie sich möglichst ausgewogen ernähren: vollwertig, viel Gemüse und Obst, Lebensmittel, die reich an Omega-3-Fettsäuren sind, Vitamin C und weitere Antioxidantien. Die Vorteile sind offensichtlich: Eine schnelle Wirksamkeit der Senföle gepaart mit guter Verträglichkeit und erschwerter Resistenzbildung der Bakterien. Auch bei der Vorbeugung von Harnwegsinfekten zeigen die Senföle ausgezeichnete Wirkung. Natürlich sollten Sie bei starken Schmerzen, Schüttelfrost und/oder Fieber oder wenn sich die Beschwerden nicht bessern, einen Arzt aufsuchen.

Quellen

  • Goos, K.-H. et al.: Aktuelle Untersuchungen und Verträglichkeit eines pflanzlichen Arzneimittels mit Kapuzinerkressenkraut und Meerrettich bei akuter Sinusitis, akuter Bronchitis und akuter Blasenentzündung bei Kindern im Vergleich zu anderen Antibiotika, Arzneim.-Forsch./Drug Res.57, No. 4, 238-246 (2007)

  • Albrecht, U. et al.: Eine randomisierte, Placebo-kontrollierte Doppelblindstudie eines pflanzlichen Arzneimittels aus Kapuzinerkresse und Meerrettich in der Prophylaxe von rezidivierenden Harnwegsinfekten, Curr Med Res Opin 23(10): 2415-2422 (2007)

  • Deutsche Gesellschaft für Urologie (2017): Interdisziplinäre S3-Leitlinie: Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten (2017)

  • Mutter T. et al. Treating urinary tract infections due to MDR E. coli with Isothiocyanates – a phytotherapeutic alternative to antibiotics? Fitoterapia 129; 237-240 (2018)

  • Kaiser S.J. et al. Natural isothiocyanates express antimicrobial activity against developing and mature biofilms of Pseudomonas aeruginosa, Fitoterapia 119 (2017)

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